philosophische Landschaften

»Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch
spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,
und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.«

Friedrich Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen


Da steht er und blickt auf sein eigenes Museum ...

Die freudige, erwartungsvolle Aufregung steigt, je mehr ich mich dem angestrebten Ziel nähere. Mein Ziel ist die Geburtsstadt Schillers.
Obwohl mein Interesse an der Person und insbesondere an der philosophisch-ästhetischen Auffassung Schillers seit vielen, vielen Jahren besteht und bis auf den heutigen Tag andauert, habe ich es bisher noch nicht in die Tat umsetzen können, die Schillerstadt, wie sie genannt wird, zu besuchen. Doch jetzt ist es soweit. Unbelastet von jeglichen beruflich geprägten Verpflichtungen, frei nach jahrzehntelangem bewegtem schulischem Eingebundensein habe ich mich auf den Weg gemacht...

Aus dem Neckartal führt die Ludwigsburger Straße an einer durch dichtes Busch- und Baumwerk kaum sichtbaren Felswand entlang nach oben, die nach einer scharfen Rechtskurve in die nun steil ansteigende Grabenstraße übergeht, vorbei an der alten Stadtmauer, dann rechts in die weiterhin ansteigende Poppenweiler Straße, nach mehreren hundert Metern noch einmal rechts abbiegen in die Weimarerstraße und die Anhöhe, die über die Stadt-, ja Landesgrenzen hinaus bekannte »Schillerhöhe« in Marbach ist erreicht.

An Ein- und Mehrfamilienhäusern eines Neubaugebietes, an Hallenbad und Parkhotel entlang, komme ich nach kurzem Fußweg zur Stadthalle, an deren Längsfassade auf einer vorgeblendeten, wie angeklebt wirkenden Mauerscheibe, die, mit dunkelgrauen Platten verkleidet, schief und spitz über den eigentlichen Baukörper hinauskragt und in die rot leuchtend eingefasst vier hohe Fenstersegmente kontrastierend eingeschnitten sind, ein übergroßes, in einem noch dunkleren Grau aufgetragenes großes S in Frakturschrift meinen Blick unwillkürlich auf sich zieht und für Momente festhält.
Vor mir öffnet sich, nachdem ich mich von Mauerscheibe und Fraktur-S gelöst habe, eine weitläufig angelegte Parklandschaft, die eigentliche »Schillerhöhe«. Auf einem rechte Hand liegenden Wiesenstück stehen etwas verloren einige die Phantasie anregende Skulpturen und Installationen moderner Gegenwartskünstler.
Auffälliger als jene ist ein mehr oder weniger in der Flucht der Stadthalle in der Sonne weiß aufstrahlender (post-)moderner Gebäudekomplex: das »Literaturmuseum der Moderne« (kurz auch als »LiMo« bezeichnet – nicht Limo!), dessen Eingangspavillon auf dem einer Terrasse ähnlich gestalteten Dach des weit ausladenden, an den Hang der Anhöhe gelegten Sockelgeschoss aufsitzt und das klassisch antike Architekturelement des umlaufenden Säulengangs (des Peripteros) aufgreift[1].
Wenngleich mich die architektonische Ästhetik des »LiMo« sehr wohl anspricht, so stellt sich mir dennoch die Frage nach deren Angemessenheit (oder sollte es in diesem Zusammenhang nicht besser heißen: Sinnhaftigkeit?). Wieso diese postmoderne Reminiszenz an die Antike? War doch Schiller – meines Wissens – zeitlebens an den bildenden Künsten[2] der Antike nicht sonderlich interessiert[3], anders als andere seiner Zeitgenossen, wie etwa Goethe, Herder, Wieland.
Ich folge dem der Sonne zugewandten Säulengang und bleibe am Ende des Gangs etwas verdutzt stehen... Eigenartig: durch Pfeiler des Peripteros vergitterter Blick auf den »Museumstempel« und – vielleicht – auch noch ein Schild mit der Aufschrift »Für Unbefugte ist der Zutritt verboten«?
Ich verlasse den gepflasterten Weg und betrete eine große Wiesenfläche, auf der offenbar nach einem heftigen Wind zahlreiche Blätter, kleinere abgebrochene Zweige und Baumrindenstücke weit verstreut liegen, und nähere mich langsam einer hainähnlichen Baumgruppe...
Es mutet schon einigermaßen seltsam an:
Da steht er, dem »weltweit so viele Denkmäler gewidmet«[4] worden sind wie keinem anderen Dichter[5], in einer seinen Namen tragenden Parkanlage auf einem hohen, aus rotem Sandstein klassisch gefertigten Postament, umgeben von vier wuchtigen, weit ausladenden Platanen, die je an den vier Endpunkten der über die zweistufige Bodenplatte, auf dem das Denkmal[6] ruht, hinaus verlängerten Diagonalen mit ihrem dichten, Schatten spendenden Blätterdach stehen, und blickt – dabei dem sich ihm langsam über den Wiesenplatz nähernden Besucher den Rücken zugekehrt – auf sein eigenes[7], nur ihm zu Ehren erbautes, 1903 feierlich eingeweihtes, einem »pantheonartigen Lust- und Jagdschlösschen«[8] ähnelndes und 2009 nach umfangreicher Komplettsanierung wieder eröffnetes[9] Museum, das sich seit 1922 sogar »Schiller-Nationalmuseum« nennen darf!
Die Rede ist – denk mal an! (man verzeihe mir den angestaubten, stumpfen Kalauer!) – von Friedrich Schiller.
Der Gang um den übermannshohen Denkmalsockel (erlaubt mir nicht nur einen flüchtig verschämten Blick unter Schillers wadenlangen Ausgehrock, sondern) lässt mich auf allen vier gleich gestalteten Seiten vier verschiedene Inschriften in Großbuchstaben lesen.
Auf der rückwärtigen, also Schiller abgewandten Denkmalseite sind über einer stilisierten Girlande (einem Feston) der Stadtname Weimar zu lesen, darunter in einem durch Blattwellen (dem lesbischen Kyma) und Perlstab (dem Astragal) eingefassten quadratischen Feld die (be-)deutungsvollen Verse »Er glänzt uns vor, wie ein Komet entschwindend, / Unendlich Licht mit seinem Licht verbindend.«[10].
In die rechte Seite, Schillers Standbeinseite, sind unter dem Stadtnamen Jena die Verse »Hier ist ewige Jugend bei nimmer versiegender Fülle, / Und mit der Blume zugleich brichst du die goldene Frucht.«[11] eingemeißelt.
Die Vorderseite, die ebenso wie Schillers Blick dem gegenüberliegenden Nationalmuseum zugewandt ist, trägt unter zwei Städtenamen, Marbach und Stuttgart[12], den Namen des Dichters »Friedrich / Schiller« und dessen Geburts- und Todesdatum: »Geb. 10. Nov. 1759 / Gest. 9. Mai 1805«.
Die linke Seite, Schillers Spielbeinseite, enthält unter dem Stadtnamen Mannheim die Verse »Wie mit dem Stab des Götterboten / Beherrscht er das bewegte Herz, / Er taucht es in das Reich der Todten, / Er hebt es staunend himmelwärts«[13].
Vom Denkmal führt mich eine breit angelegte Freitreppe hinunter auf einen hell gepflasterten großen Vorplatz. Der Blick zurück hinauf zu Schiller auf seinem Postament lässt mich auf einmal irritiert innehalten, und ungekannte Fragen steigen plötzlich in mir auf:
Verhalte ich mich etwa ähnlich ehrfürchtig[14] im Angesicht einer in erhabener Pose auf ein Denkmal gehobenen, zweifellos großen Persönlichkeit? Sollte ich etwa ebenfalls in andächtig pilgernder Haltung einer »Gedenkstätte« zu Ehren einer verstorbenen Persönlichkeit begegnet und gegenüber getreten sein? Bin ich vielleicht – entgegen meiner Überzeugung – allein durch den Besuch des Schiller-Denkmals auf der »Schillerhöhe« selbst wallfahrend, einer distanzlosen und unkritischen Personenverehrung verfallen? – Ich meine: wohl kaum; ja, ich bin mir sicher: Nein!
Leicht amüsiert infolge meines Anflugs von Irritation überquere ich den Vorplatz und betrete durch die Tür eines Vorbaus das Museumsgebäude. In dessen neobarocker Eingangshalle steht in Blickrichtung über dem Treppenaufgang in einer durch einen Bogen überfangenen, weißgerahmten Mauernische auf schwarzmarmornem Sockel – wie könnte es auch anders sein – die strahlendweiße Büste Schillers, dem eigentlichen Hausherrn (den ich selbstverständlich und geradezu touristenlike sofort ablichte!), und empfängt in die Ferne blickend seine Besucher.
Über den Treppenaufgang gelange ich in das Hauptgeschoss (die Beletage), in dem in den beiden Seitenflügeln die Ausstellungsräume liegen.
Auf einem mitten im großen »Festsaal der Literatur« (wie dieser Raum überschwänglich genannt wird) stehenden, postmodernistisch zum neobarocken Ambiente kontrastierenden, monolithisch wirkenden Block ist in weißer Schrift auf steingrauem Untergrund Folgendes zu lesen:
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Ist es in diesem Kontext – oder soll ich vielmehr sagen: Konnex[15]? – nicht verwunderlich, dass sich in dem Text zur »Einführung in die ästhetische Erfahrung von Sprache« ein syntaktisch-grammatischer Fehler eingeschlichen hat und dass dieser bisher noch niemandem aufgefallen sein soll? Muss da erst ein ehemaliger, gleichsam unbedeutender Lehrer kommen, um diesen Fehler kleinkariert festzustellen, und diesen zudem noch in einem Foto desavouierend festhalten? (Vielleicht gehört dieser kleine, leicht zu überlesende Fehler inzwischen ja auch schon wieder der Vergangenheit an.)
Allerdings beeinträchtigt das nicht meinen Gesamteindruck von der ausgezeichnet gestalteten und inhaltlich sehr detailreichen Dauerausstellung zu Leben und Werk Schillers. Die für die Präsentation der Exponate gewählte Lichtgestaltung im Zusammenspiel mit den bewegten Wandprojektionen erzeugt eine eindrucksvolle Atmosphäre und erlebbare Dichte.

Vor mir liegt in einer Vitrine ein Exemplar von Immanuel Kants »Critic der Urtheilskraft« von »1790/91, Berlin: Libau; aus Schillers Bibliothek mit seinen Anstreichungen« – wie einer Tafel zu entnehmen ist.
Aufgeschlagen sind die Seiten 42 und 43, »I. Th. – Critik der ästhetischen Urtheilskraft.«, auf denen das Wort »Spiel« – das später in Schillers Briefen »Über die ästhetische Erziehung des Menschen« nicht nur eine kunstphilosophisch paradigmatische, sondern darüber hinaus im Bergriff des »Spieltriebs« als integrative und wesensmäßige Einheit bildende Verknüpfung von Stoff- und Formtrieb, Leben und Gestalt, Veränderung und Identität, Sinnlichkeit und Verstand, Notwendigkeit und Freiheit eine anthropologisch zentrale Bedeutung erfährt – doppelt unterstrichen ist und am Rand die vielsagende Bemerkung »Veränderung aus Bewegung« zu lesen ist.
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...viel gesehen, genug gesehen... Ich brauche erst einmal eine Pause, brauche Bewegung...

Es käme wohl einem touristischen Sakrileg gleich, in Marbach, der »Schillerstadt« zu sein und nicht auch dem Geburtshaus Schillers einen Besuch abgestattet zu haben!
Mein Weg führt mich an dem »Deutschen Literaturarchiv Marbach« vorbei von der »Schillerhöhe« zunächst die Haffnerstraße, dann die Steinerstraße hinunter. Ich überquere die Grabenstraße und tauche am »Rondellturm« durch das Rundbogentor in der alten Stadtmauer in das rege Treiben der Marbacher Altstadt ein.
Das Geburtshaus steht in der Niklastorstraße 31 und »ist das erste Exponat. Es stand am Anfang des Lebens von Friedrich Schiller, der hier am 10. November 1759 geboren wurde. Es stand auch am Anfang einer Entwicklung, die die Stadt Marbach über Württemberg hinaus als bedeutenden Ort der Literatur bekannt machte und deren weithin sichtbares Zeichen heute das Deutsche Literaturarchiv auf der Schillerhöhe ist, eine der größten Literaturinstitutionen der Welt.«[16] – es sei auch (man höre genau hin!) – »das Geburtshaus der Marbacher Schillerverehrung«[17].
Das einerseits nach neuesten bauhistorischen Befunden außen wie innen behutsam und innenarchitektonisch wie museal nüchtern reflektiert restaurierte Schillerhaus, ohne dabei einem zwanghaft historisierenden Wiederherstellen einer nur vorgespielten angeblichen Authentizität im Hinblick auf Mobiliar, Inneneinrichtung, Haushaltsgegenstände zu verfallen, lässt andererseits das alltägliche Leben mit seinen vielfältig ge- und erlebten Mühsalen und Nöten der Familie Schiller nur mit viel, sehr viel Vorstellungskraft und Einfühlungsvermögen, gleichsam in einem inneren Film, nachempfinden. Dennoch erlaubt »die neue Ausstellung mit ihrer ebenso zurückhaltenden wie klaren Gestaltung (...) von den außergewöhnlichen Vitrinen über die detaillierte Lichtplanung bis hin zu der konsequent verwendeten modernen Schrift«[18] gerade durch den bewusst gestalteten Kontrast eine Begegnung aus einer – nach meinem Verständnis – zeitlich notwendig einzunehmenden Distanz.
Diese durch die ästhetisch-reflektierende[19] Konzeption des »Schillerhauses« bewirkte reflexive Distanz bedeutet mir eine indirekte (gleichsam intrinsische) Regieanweisung, u. z. eine Regieanweisung im Hinblick auf meine weitere Beschäftigung mit dem Dichter und dem Philosophen Schiller.

Der Besuch der »Schillerstadt« Marbach, in der Schiller heute noch allgegenwärtig zu sein scheint und dessen Hinterlassenschaften einem auf Schritt und Tritt begegnen, hat mein Interesse an Schiller auf besondere Weise belebt und intensiviert...
...und das in einer eher durch Wein bekannt gewordenen Region!


Text und sämtliche Fotos von Lothar Jahn
Copyright – ©Lothar Jahn



[1] entworfen und geplant wurde das »LiMo« vom britischen Architekturbüro David Chipperfield Architects; die offizielle Eröffnung fand im Juni 2006 statt;
der Peripteros (gr. eigentl.: »ringsum mit Flügeln versehen«) ist ein Typus des antiken Tempels, bei dem die Cella (der kleine Raum, die Zelle) – in diesem Fall das Eingangsgeschoss – von einem durch einen Säulenkranz (Peristasis) begrenzten Umgang (Pteron) umgeben ist;
- vgl. dazu den etymologisch verwandten Begriff »Peripatos« (aus gr. perípatos: Wandelgang): Teil der Schule des Aristoteles, deren Name sich vom Wandelgang des Lykeion-Gymnasiums, in dem er lehrte, ableitet;
- vgl. dazu ebenso der/die »Peripatetiker« (aus gr. peripatētikós: zum Herumgehen geneigt; peripatein: umherwandeln): so heißen die Schüler und Anhänger des Aristoteles (der selbst auf und ab gehend seine Lehren vorgetragen haben soll)

[2] (auch im Singular gebräuchlich: bildende Kunst) ist die zusammenfassende Bezeichnung für Architektur, Bildhauerkunst, Malerei, Graphik und Kunsthandwerk (in Abgrenzung zu Literatur und Musik)

[3] ebenfalls nachzulesen in der zwei Bände umfassenden, herausragenden, äußerst detailreichen und sehr zu empfehlenden Schiller-Biographie von Peter-André Alt (Auflagen 2000 / 2004 / 2009);
(erlaubt sei allerdings eine kleine einschränkende Bemerkung aufgrund Schillers Äußerungen anlässlich eines Besuchs des »Antikensaals« in Mannheim in seinem »Brief eines reisenden Dänen« vom 10. Mai 1785, die zeigen, dass Schiller die dort versammelten antiken Statuen im »Tempel der Kunst« durchaus erlebt zu haben scheint - dennoch trifft es insgesamt gesehen wohl zu, dass Schiller zur Welt der bildenden Kunst keinen wirklich eigenen Bezug gefunden habe - vgl. Anm. in Friedrich Schiller. Sämtliche Werke in 5 Bänden; hrsg. v. Helmut Koopmann; 6. Aufl. 2005; Bd. 5; S. 869)

[4] Michael Davidis / Thomas Schmidt, Schiller in Marbach. Die Ausstellung im Geburtshaus
Schriften des Marbacher Schillervereins – Sonderband 2010, S. 53

[5] in Deutschland allein 15 an der Zahl: Berlin / Dresden / Frankfurt a. M. / Hamburg / Hannover / Jena / Leipzig / Ludwigsburg / Mainz / Mannheim / Marbach a. N. / Nürnberg / Stuttgart (erstes und damit ältestes Schillerdenkmal Deutschlands) / Weimar (zusammen mit Goethe) / Wiesbaden;
in europäischen Ländern 9: Aš (Asch, Tschechien – existiert nicht mehr) / Cheb (Eger, Tschechien) / Kaliningrad (Königsberg, Russland) / Moravská Třebová (Mährisch Trübau, Tschechien) / Salzburg (Österreich) / St Veit a. d. Glan (Österreich) / Vierwaldstättersee (Schweiz) / Wien (Österreich) / Wroclaw (Breslau, Polen);
in außereuropäischen Ländern 13 (davon in den USA 12): Chicago / Cleveland / Columbus / Detroit / Milwaukee / New York / Philadelphia / Rochester / San Francisco / St. Louis / St. Paul / Syracuse (USA) – Tongling (China);
vgl. dazu die »Liste der Schillerdenkmäler« (auf der ist das Denkmal in Salzburg jedoch nicht aufgeführt)
http://de.wikipedia.org/wiki/Schillerdenkmal

[6] die Grundsteinlegung für das Denkmal erfolgte bereits 1859 durch den 1835 ins Leben gerufenen »Verein für Schillers Denkmal« (!), dem späteren »Marbacher Schillerverein« und Vorgänger der heutigen »Deutschen Schillergesellschaft«;
die Einweihung wurde allerdings erst 17 Jahre später, am 09. Mai 1896, vorgenommen (das Denkmal geht auf einen Entwurf des Bildhauers Ernst Rau zurück und wurde 1876 (!?) von dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen errichtet)

[7] »Man muss das sehen wie ein privates Wohnhaus von Schiller, ein Pantheon für ihn als späte Wiedergutmachung. So schließt sich in Marbach ein Kreis.« – so der Projektleiter Alexander Schwarz von David Chipperfield Architects (aus: Stuttgarter Nachrichten vom 05.11.09)
http://www.stuttgarter-nachrichten.de

[8] Unterm Parnass – Das Schiller-Nationalmuseum. Begleitbuch zur Dauerausstellung
Hrsg. v. H. Gfrereis u. U. Raulff – marbacherkatalog 63; 2009; S. 9
- Parnass (aus gr.: Parnassós): (nach einem mittelgriechischen Gebirgszug / in der griechischen Mythologie Sitz des Apollo und der Musen) Musenberg, Reich der Dichtkunst

[9] die Wiedereröffnung erfolgte nach zweijähriger Bauzeit – wobei der »historische Bestand« der Innenräume »nach Plänen von David Chipperfield Architects neu interpretiert« wurde (siehe http://www.schillerstadt-marbach.de) – sowie einer neu konzeptionierten Gestaltung der Ausstellung am 10. November 2009 zum 250. Geburtstag Schillers durch den damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler

[10] aus Goethes »Epilog zu Schillers ›Glocke‹. Wiederholt und erneut bei der Vorstellung am 10. Mai 1815«

[11] von Hartmut Müller in »Literaturreisen. Der Neckar« auf S. 146 fälschlicherweise als Distichon bezeichnet: »Auf einer der Seitenflächen ist das Schillersche Distichon eingemeißelt...«; denn ein Distichon ist ein Zweizeiler – vgl. Schillers »Das Distichon«: »Im Hexameter steigt des Springquells silberne Säule / Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab« – und die auf der Seitenfläche ›eingemeißelten‹ Verse stammen aus Schillers zwölf Verse umfassenden Gedicht »Das weibliche Ideal. An Amanda« von 1796

[12] möglicherweise als referentielle Anspielung auf Stuttgart zu verstehen? – hatte doch die Stadt Marbach gehofft, in der geplanten Parkanlage »Schillerhöhe« ein Denkmal zu Ehren des »großen Sohnes« der Stadt (vgl. dazu den Internet-Auftritt) errichten zu können, stattdessen entspann sich ein Streit zwischen Marbach und der Residenzstadt Stuttgart: Marbach machte sein Recht als Geburtsstadt Schillers geltend, Stuttgart betrachtete sich als dessen geistige Heimstatt (verbrachte Schiller doch viele Jahre in der berühmt-berüchtigten Karlsschule) – Stuttgart setzte sich schließlich durch und errichtete 1839 auf dem dortigen »Schillerplatz« das erste und zugleich älteste Schiller-Denkmal Deutschlands

[13] aus der zweiten Strophe des Schiller-Gedichts »Die Macht des Gesanges« von 1795

[14] wie die alljährlich im November zu Ehren des berühmtesten »Sohnes der Stadt« (man beachte die vereinnahmende Sprachfigur!) stattfindenden »Schillerwochen« mit zahlreichen »Lesungen, Aufführungen und nicht zuletzt mit dem bekannten Blumengruß der Grundschüler an Schillers Denkmal« und der »Huldigung vor dem Geburtshaus« (so zu lesen auf der bereits erwähnten Internetseite der Stadt Marbach);
so auch in diesem Jahr zum 252. Geburtstag Schillers (es ist durchaus lobenswert, dass eine unbestritten herausragende Persönlichkeit ihrer Bedeutung entsprechend gewürdigt und ihrer gedacht wird; jedoch muss die Frage erlaubt sein, ob eine jährlich veranstaltete »Huldigung« vorgenommen werden muss oder ob derartiges nicht vielmehr den unangenehmen Geruch »deutschtümelnder Personenverehrung« trägt)

[15] zwischen unterschiedlichen Dingen bestehende Verbindung – in diesem Fall zwischen einem begnadeten Dichter und einem über die Landesgrenzen hinaus berühmten Museum (im Unterschied zum »Kontext«: einem eine sprachliche Einheit umgebenden Text)

[16] Michael Davidis / Thomas Schmidt, Schiller in Marbach. Die Ausstellung im Geburtshaus
Schriften des Marbacher Schillervereins – Sonderband 2010, S. 4

[17] a.a.O., S. 13

[18] a.a.O., S. 14

[19] in Anlehnung an Kants »Kritik der ästhetischen Urteilskraft« und dort mit Bezug auf das »freie Spiel der Empfindungen« bei dem Anblick eines Gegenstands, dem dann die »ästhetische Urteilskraft«, indem sie auf jenes subjektive, »freie Spiel« reflektiert, nachträglich das Prädikat des »Schönen«, der »Schönheit« verleiht



[26.11.2011]







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